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Bis in einer Stunde …

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Nur mit Klimmzügen konnte Fensterbauer Michael Leopold die heute gefragte Vielfalt liefern. Seine neue CNC macht das jetzt mit links und gibt den Maschinenführer für andere Aufgaben frei.

Viermal am Tag besucht Maschinenführer Günter Schlaich bei Fensterbau Leopold für etwa 20 Minuten seine Maschine, die »Winline 16.67« von Biesse. Der schwäbische Fensterhersteller ist der erste Anwender dieser ganz neu entwickelten Fenster-CNC. Günter Schlaich schaut zunächst nach, ob die Maschine arbeitet, wie sie soll, und begibt sich dann an die Querförderer an der linken Maschinenseite. Der obere führt der Maschine automatisch ein rohes Fensterholz nach dem anderen zu, der untere nimmt die fertig bearbeiteten auf. Die gefrästen Friese packt er nach Positionsnummern oder der Verleimreihenfolge sortiert in einen der beiden gegenüberstehenden Hordenwagen. Welche Rohkantel jeweils als nächstes auf das Einlaufband zu legen ist, zeigt der Maschinenbildschirm an. Außer die Holzart zu verwechseln, kann er hier keine Fehler machen, weil an der Einlegestation Laserdistanzmesser die Höhe und Länge der Kantel und eine mit den Vorschubsignalen verknüpfte Lichtschranke die Breite erfassen und mit dem Vorgabewerten vergleichen. Solange kein Fehlersignal ertönt, macht Günter Schlaich also alles richtig. Meistens durchlaufen 80 mm breite Kanteln die Maschine. Bei dieser Breite können das Zuführ- und das Abnahmemagazin jeweils 14 Friese aufnehmen. Das Materialhandling innerhalb der Maschine erfolgt vollautomatisch. Im Durchschnitt benötigt die Maschine drei Minuten pro Kantel, sodass Günter Schleich gleich 50 bis 60 Minuten Zeit für andere Aufgaben haben wird, etwa Kanteln zu kommissionieren.

Seit 2004 leitet Michael Leopold das 1975 von seinem Vater Rudi gegründete Unternehmen. Mit zwölf Mitarbeitern und der Unterstützung seines Vaters fertigt er jährlich rund 1500 Holz- und Holzalufenster sowie fast 50 Haustüren für das gehobene Preissegment. Seit 2009 sitzt das Unternehmen im schicken Neubau direkt am Kreisverkehr, der sowohl ins Einkaufsgebiet als auch in den Ort Rosenfeld bei Balingen führt. Wer von der A 81 kommt und nach Balingen fährt, stößt am Kreisverkehr quasi fast auf das Gebäude. Der Besucher gelangt zunächst in die großzügige Ausstellung mit stolzen 17 Holz- und Holzalufenstersystemen. Durch eine Glastür kann er in die helle und aufgeräumte 1500 m2 große Werkstatt schauen.
Mit dem Umzug und der damals neuen Energieeinsparungsverordnung hat sich auch die Kundschaft gewandelt. Beim Verkauf steht das Produkt im Mittelpunkt, nicht nur der Preis. Damals fertigte Leopold noch mit einer 1981 angeschafften Winkelanlage und konnte ohne Improvisieren und aufwendiges Umrüsten nur Holz- oder -Holzalufenster in den Stärken 68 und 78 mm fertigen. Aus diesem Grund entschloss sich Michael Leopold in ein Bearbeitungszentrum zu investieren, mit dem er quasi per Knopfdruck und vor allem ohne manuellen Werkzeugwechsel nahezu jeden Fensterwunsch erfüllen kann. Damit das funktionierte, nahm er zunächst den Werkzeughersteller Leitz und später den Maschinenhersteller Biesse mit ins Boot. Michael Leopold hat in den letzten Jahren die Kundenwünsche gesammelt und daraus sein Wunschprogramm mit insgesamt 17 Systemen für Holz- und Holzalufenster zusammengestellt. Dabei galt für ihn die Devise »lieber zwei Systeme zuviel als eins zuwenig«, denn mit geschicktem Profilsplitting ist der Mehraufwand für ein weiteres System relativ klein, der Vorteil im Verkauf aber unschätzbar hoch.
Lieber zwei zu viel als eins zu wenig
Die Projektierung einer Fensteranlage erweist sich stets als sehr komplex. Neben dem Wunschprogramm an Profilen stellen sich viele Fragen, etwa nach der Eckverbindung, ob einzelne Friese oder ganze Rahmen die Oberflächenabteilung durchlaufen, welche Stückzahlen pro Tag angestrebt sind oder ob die Maschine eine ohne Holzschliff lackierfähige Oberfläche erzeugen soll. Mit diesen und vielen weiteren Fragen hat sich Michael Leopold befasst und sich im Laufe der Projektierung sukzessive auf das jetzige Konzept festgelegt. Egon Metzler von Leitz kümmerte sich um das Profilsplitting, sodass nur insgesamt 80 etwa 20 cm cm hohe Werkzeugtürme in den beiden Magazinen der Winline Platz finden, die das komplette Fensterprogramm bewältigen können. Häufig benötigte Profile kann die Maschine mit ihrer 30-kW-Spindel auf einen Schlag fräsen, für seltenere benötigt sie mehrere Durchläufe. Sowohl Markus Süß von Biesse als auch Egon Metzler empfahlen die PlugTec-Verbindung mit abgesetzten Zapfen (siehe »Uralt und dennoch modern«, dds 9/2016, Seite 66). Diese Verbindung spart viel Zeit bei der Leimangabe, kommt CNC-gerecht ohne große Schlitzwerkzeuge aus und ist sogar stabiler als der offene Zapfen.
Michael Leopold entschloss sich für die Werkzeugvariante »ProfilCut Q Premium«. Sie ist für Schnittgeschwindigkeiten bis 120 m/s zugelassen. Abgesehen von der lackierfähigen Bearbeitungsqualität überzeugt vor allem die Kombination aus Performance und einfachem Handling: Spannsystem und Schneidenanordnung sind so gestaltet, dass der Anwender alle Messer schnell und einfach wechseln kann, ohne den Werkzeugsatz demontieren zu müssen. Die »Marathon«-Beschichtung sorgt für große Standwege. Bei einigen Profilen wechseln sich geriffelte und glatte Schneiden ab. Die Riffelschneiden tragen das Gros des Materials mit reduzierter Vorspaltung ab, während die glatten Schneiden das endgültige, ausrissfreie Finish erzeugen. Bei Zapfen und Brüstungen lässt Leitz für eine bessere Verleimung die Riffelung stehen (RipTec). Markus Süß empfahl die Winline 16.67. Sie kann knapp 160 Fensterteile pro Schicht fertigen und bietet Leopold damit Luft nach oben. Der entscheidende Vorteil gegenüber der Vorgängermaschine ist ein Konsolentisch rechts neben dem Stabfertigungsbereich. Hier lassen sich Türblätter oder Rundbögen bearbeiten.
»Meine Kunden freuen sich«
Michael Leopold hat alle seine Investitionsziele erreicht: »Jetzt kann ich endlich quasi per Mausklick genau das produzieren, was meine Kunden möchten. Darüber freue ich mich, darüber freuen sich meine Kunden. Die Maschine und die Werkzeuge halten alles, was Markus Süß und Egon Metzler versprochen haben. Die Schnittstelle zwischen meiner 3E-Fenstersoftware und der Maschine läuft tadellos, auch bei Rundbogenfenstern oder bei Haustüren.«

dds-Redakteur Georg Molinski war bei Fensterbau Leopold und machte sich ein Bild vom Gebäude, der Ausstellung, der Werkstatt und den Produkten. Alles passt perfekt zueinander: klein aber fein.

Kontakt

Anwender: Fensterbau Leopold GmbH & Co. KG, 72348 Rosenfeldwww.fensterbau-leopold.de
Maschine: Biesse Deutschland GmbH, 89275 Elchingen www.biesse.com
Werkzeuge: Leitz GmbH & Co. KG73447 Oberkochen www.leitz.org

Michael Leopold
»Improvisieren war gestern. Die CNC erfüllt jeden Wunsch, während der Bediener z. B. Fenster verglast.«

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